Wer ist die Schulz?
Charakterstudien zu der Schauspielerin Jana Schulz
Die Arbeit im Atelier
„Wer ist die Schulz?“ in der Fabrik der Künste im August 2011
Feedback zum Projekt
Bisheriger Höhepunkt der Arbeiten von Stephanie Bahrke war für uns ihre Ausstellung „Wer ist die Schulz?“ in der „Fabrik der Künste“. Zum einen ihre Bilder von der Schauspielerin, die zeigten, dass sie sich tief in deren Arbeit und Rollenauffassung sowie in die jeweiligen Inszenierungen hinein gedacht hatte und wie es ihr gelungen ist, dieses „zu Papier“ zu bringen. Zum anderen war schon in den Bildern das Vertrauen spürbar, welches Jana Schulz ihr entgegen gebracht hat. Durch die Auftritte von Jana Schulz in der Ausstellung hat diese dem Publikum gezeigt, wie sehr sie die Künstlerin schätzt. Sicher haben die Persönlichkeit und die Arbeiten von Stephanie Bahrke dieses bewirkt.
Die Portraits der Schauspielerin Jana Schulz, die Stephanie Bahrke in der Ausstellung „Wer ist die Schulz?“ zeigt, sind weitaus mehr als bloße Momentaufnahmen einer außergewöhnlichen Schauspielerin. Sie sind eigene Inszenierungen und treffen gleichermaßen den Geist der jeweiligen Theaterproduktionen. Ein Spaziergang durch die Ausstellung wird zur lebendigen Theatergeschichte und die Bilder zu großen Erzählungen.
Wie die Penthesilea aus ihrem Blutrausch auf den Betrachter zutritt – werbend drohend brutal verletzlich – es ist die Essenz der Figur. Es ist die Macht des Wahns, die Angst der Verzweifelten, die die von Jana Schulz gespielte Penthesilea ausstrahlt. Wer das Bild sieht, spürt: Die Malerin ist vom Stück ergriffen, hat es wiederholt gesehen, sich der verstörten, gebeutelten Penthesilea, ihrem inneren und äußeren Ringen wieder und wieder geöffnet und es ist ihr gelungen, Jana Schulz in dieser großartigen Leistung festzuhalten. Das Theater lebt vom Moment und genau diese Momente hat Stephanie Bahrke gemalt.
Wie genau Stephanie Bahrke die Essenz der Stücke dargestellt hat, wurde bei der Präsentation der Bilder in der „Fabrik der Künste“ im Jahr 2011 deutlich. Jana Schulz spielte einzelne Szenen – vor den Bildern stehend.
Da war keine Irritation zwischen Bild und darstellendem Spiel, keine Irritation zwischen Aufführungserinnerungen, Monolog und Gemaltem. Es war, als trete die Heldin aus dem Bild, aus dem so exakt gezeichneten Gefühl heraus – hinein in die Halle der „Fabrik der Künste“, in den Halbkreis, den das Publikum beschrieb. Lallte, flirtete, schrie lauthals, weinte, rang nach Worten und Stimme … – allein der Rückweg war versperrt, jedes Mal wieder kam es zu einem berührenden Moment, wenn die aufgeführte Szene endete und Ada, Urte, Penthesilea und Hjördis, die eben aus dem Bild gekommen zu sein schienen, nicht mehr zurück konnten, allmählich wieder zu Jana Schulz wurden, die nicht so recht wusste, wohin mit sich, der Rolle, den Gefühlen, die sie eben für alle spürbar gelebt hatte.
Die Bilder aus der Jana-Schulz-Serie wirken aber auch für sich, ohne Aufführungserinnerungen, ohne Kenntnis von Stück und Schauspielerin. Das Festhalten an den „Stars and Stripes“ bei gleichzeitigem Entsetzen. Das entschlossene Vorwärtsschauen in demonstrativer Pose, obwohl doch ein Schicksalsschlag fühl- und sichtbar ist, ein Kainsmal, eine Prothese. Die Bedrängung durch eine Gesellschaft – selbst bei Erfüllung aller (spieß-)bürgerlichen Konventionen. Die Hoffnung, die das Bild des „Käthchens von Heilbronn“ macht – aus der Dunkelheit kommend, mit großen, weiten Flügeln, auf den Betrachter zugehend, lächelnd, wissend.
Alle Bilder aus der Jana-Schulz-Serie zeugen von Offenheit und Vertrauen der Künstlerinnen zueinander. Da ist das Zurück-und Einfinden in eine Rolle durch Jana Schulz im Atelier – und da ist das Malen der dargestellten Rolle und nicht der eigenen, inneren Bilder von einer Figur durch Stephanie Bahrke. Dieses Sich-Zurücknehmen, Beobachten und etwas Neues – nun in voller Präsenz – zu schaffen, wurzelt im tiefen Interesse und Respekt Stephanie Bahrkes gegenüber anderen Künstlern und ihren Werken.